I-Taweh – Judgement

Rezension: I-Taweh – Judgement

Donavan Cunningham alias I-Taweh ist ein erfahrener Reggae-Live- und Studiomusiker, der in mehreren renommierten Studios in Jamaika und in den USA aufgenommen hat und weltweit für eine lange Liste von Künstlern live gespielt hat, unter anderem für Capleton, Anthony B und Tanya Stephens, um nur einige zu nennen. Als etablierter Gitarrist ist er auch als Danny Gitz bekannt, aber seine instrumentalen Fähigkeiten beschränken sich keineswegs auf dieses Instrument. Auf seinem nun zweiten Soloalbum Judgement, nach Overload im Jahr 2011, kümmerte sich I-Taweh nicht nur um die Gitarrenaufnahmen für jeden einzelnen Riddim auf dem 16 Tracks starken neuen Album, er spielte auch Bass, Percussion, Backing Vocals und offensichtlich ist er es auch der Leadsänger. Mit Dean Fraser und Nambo Robinson in der Bläsersektion sowie einigen langjährigen Schlagzeugerkollegen von I-Taweh liegt die instrumentale Sektion des Albums in den Händen von Experten. Leider ist Nambo kürzlich verstorben, nachdem bereits Live-Auftritte für mehrere Konzerte in den USA geplant waren.

Mit Judgement hat der Multiinstrumentalist I-Taweh 13 starke Instrumentals von hoher Qualität geschaffen, was auch die drei zusätzlichen Dub-Versionen von No Night, Come Away und dem Titelsong Judgement rechtfertigt. Ein großer Teil des Albums wurde unter I-Tawehs eigener Aufsicht oder, wie oben erwähnt, von ihm selbst aufgenommen und am 1. Februar 2017 über sein eigenes unabhängiges Label Tap Nat Muzik veröffentlicht.

Cunninghams Liebe zur Gitarre manifestiert sich in Songs wie My Guitar, in denen er beschreibt, dass Musik ihm Schutz bietet, wenn das Leben hart ist, oder in One Room Shack mit seinem Country-/Western-Klanggewand. Allerdings mag sich der Zuhörer fragen, warum manche Tracks so umfangreich sein müssen. Nach dem Fehlen von Höhepunkten und besonderen Höhepunkten erscheint die Wiederholung der immer gleichen Teile manchmal unnötig.

Das Album bezieht seine Stärke eindeutig aus seinen Riddims, was auch daran liegt, dass die Stimme von I-Taweh kaum hervorsticht und nur wenig Wiedererkennungsmerkmale trägt. Auch die Melodien und Texte wirken oft einfallslos und eher schlicht. Allerdings hat das Album auch in dieser Hinsicht definitiv einige Sweetspots. No Night oder die Intro-Hook von Never Fade Away und Black Maria zum Beispiel haben alles, was man braucht, um lange im Kopf zu bleiben. Manchmal wirken die Melodien jedoch nicht nur insofern einfallslos, als dass sie so eng mit den Harmonien des Riddims verknüpft sind, dass man beim ersten Hören eines Songs glaubt, die nächste Note bereits zu kennen, sondern sie tragen auch Phrasen, die Ihnen aus anderen populären Reggae-Songs bekannt vorkommen.

Ein großer Teil der Melodie von Herb Treez zum Beispiel ist eine eher blasse Nachahmung von Don’t Worry von Mark Wonder, Sizzla und Gentleman, insbesondere von Gentlemans Teil des Songs. Außerdem ist der Gitarrenpart, der das Intro und Zwischenspiel des Songs darstellt, eine Eins-zu-Eins-Kopie der Blechbläser-Hook des Superior Riddim. Auch wenn das Recyceln von altem Material im Reggae mittlerweile eine weit verbreitete Norm und keineswegs tabu ist, stellt sich doch die Frage, warum ein erfahrener Musiker auf altes Material zurückgreifen muss, anstatt sich etwas Neues einfallen zu lassen oder zumindest Material auf eine neue Weise aneignen.

Wer Spaß an tightem, authentischem und perfekt aufgenommenem und abgemischtem Roots-Reggae-Riddim hat und darüber hinaus nicht gehen möchte, oder wer lieber Easy Listening bevorzugt, ist hier aber sicher an der richtigen Adresse, als Singer und Songwriter zeigt Taweh auf diesem Album bei weitem nicht sein volles Potential. (reggaeville.com)

Songs

01. Black Maria
02. My Guitar
03. Make It (Rainy Day)
04. Judgement (Love Youths)
05. Battlefield
06. Never Fade Away
07. Guinep Tree
08. Herb Treez
09. Bad Man
10. Hold On
11. No Night
12. Come Away
13. One Room Shack
14. Judgement Dub
15. Come Away from Dub
16. No Night in Dub

Tap Nat Muzik

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